Aquarianer sprechen gerne von "Keimanpassung". Sie meinen damit, dass neue Fische sich an das Keimniveau der vorhandenen anpassen sollen und umgekehrt. 

Der Weg dahin wird gerne als Quarantäne bezeichnet, was aber nicht den Kern trifft. Quarantäne bedeutet eigentlich nur eine "Isolierung für vierzig Tage", um die Zeit bis zum Ausbruch möglicher Infektionskrankheiten abzuwarten. Zeigen sich nach dieser Zeit keine Symptome ist der Fisch vermutlich gesund, er kann zu den anderen.

Die Idee der Keimanpassung ist, dass die Tiere wechselseitig, dosiert den vorhandenen Erregern beider Aquarien ausgesetzt werden, damit ihr Immunsystem den Umgang mit den Erregern quasi erlernen kann. Vergleichbar mit einer Impfung. Diese Idee ist aber nichts anderes als der Test, ob die Fische sich infizieren, ob eine der beiden "Versuchsgruppen" erkrankt, weil ihr Immunsystem die jeweils anderen Erreger nicht kennt. 
Das ist hilfreich, wenn man den Versuch in einem Quarantänebecken mit einzelnen Tieren unternimmt, um den Bestand vor einem Massentod besser zu schützen, aber eine Anpassung, eine Immunabwehr wird sich so nicht im Bestand aufbauen lassen. Bei den Neuen auch nicht. 

Die Idee der "Keimanpassung" führt zu einer falschen Sicherheit.

Gerade bei Fischen hängt der Ausbruch von Krankheiten sehr von der äußeren Situation, den Umständen ab. Stress ist hier oft Ursache für den Ausbruch von Infektionkrankheiten, ohne dass eine Einschleppung von Erregern erkennbar oder notwendig ist. In praktisch jedem Aquarium sind Krankheitserreger, wie auch in unserer aller Umwelt, doch bei gesunden Fischen mit einem intakten Immunsystem brechen diese Krankheiten nicht aus, weil sie vom Immunsystem abgewehrt werden. 

Tritt für den Fisch eine veränderte Situation ein, z.B. durch eine Besatzergänzung oder völlig andere Wasserwerte (insbesondere Wasserhärte und PH) kann dies sein Immunsystem schwächen, da die Änderung für ihn erheblichen körperlichen Stress bedeuten kann. Verantwortlich für den Stress, der sich dann schnell in Erschöpfung und Schwächung dokumentiert, sind oft auch Rangkämpfe, die es vorher nicht gab, Revierkämpfe, weil ein zweiter Fisch ein eigenes Revier beansprucht oder nur die alten Grenzen nicht beachtet, oder Verfolgungsjagden im Rahmen von Geschlechterauseinandersetzungen.

Die Idee der "Keimanpassung" löst diese Probleme nicht. Die "Keimanoassung" ist nur der Test, ob sich die neuen Fische oder der Testfisch aus dem Bestand gefährlich infizieren, unter den Bedingungen des Quarantänebeckens. 

"Keimanoassung" ist ein gefährlicher Trugschluss der falsche Sicherheit vorspiegelt.

Der beste Schutz sind ein seriöser Händler, oder seriöser Züchter. 
Mit Züchter ist hier nicht der Aquarienfan aus dem Nebenhaus mit seinern Zufallsvermehrungen gemeint. 

Ein seröser Züchter sollte seine Fische nicht mit Antibiotika aufziehen, um Erreger zu unterdrücken, er sollte möglichst in der Nähe des Kunden seinen Betrieb haben und die örtlichen Wasserwerte in seinen Becken verwenden. Fragen sie den Händler woher die Fische kommen, wenn er das nicht nennen will, dann spricht es vielleicht nicht gegen ihn, aber auch ganz sicher nicht für ihn und seine Quellen.